In den 1950er Jahren war der Boxer ein echter Modehund in Deutschland. Man konnte kaum eine Straße entlanglaufen, ohne einen dieser imposanten Vierbeiner zu sehen. Selbst meine Großeltern konnten dem Charme des Boxers nicht widerstehen und legten sich einen zu. Bacchus – so hieß der muskulöse, treue Rüde, der bald ein fester Teil der Familie wurde. Besonders meine Mutter war vernarrt in ihn: Bacchus wartete jeden Tag am Fenster, bis sie aus der Schule kam. Diese rührende Gewohnheit hat sie geprägt – so sehr, dass die Liebe zum Boxer sozusagen in die nächste Generation weitergegeben wurde.
Natürlich hatte meine Mutter später auch andere Hunde – von Pudeln über Cocker Spaniels bis hin zu Yorkshire Terriern. Doch ein Boxer blieb einfach das Nonplusultra. Es stand also fest, dass es früher oder später einen Boxer in unserer Familie geben würde.
Und wie das Schicksal (und Kleinanzeigen) es so wollten, war es dann 1993 so weit: Wir blätterten die Zeitung durch und fanden tatsächlich eine Anzeige, in der Boxerwelpen angeboten wurden. Nun, ich muss ehrlich sein: „Nur mal einen Welpen anschauen“ war vielleicht nicht der beste Plan, wenn man eigentlich keinen Hund mit nach Hause nehmen wollte. Und so kam es, dass wir an diesem Tag unseren neuen Familienzuwachs fanden: Egon vom Steinbachtal, stolzer Besitzer einer Ahnentafel vom VDH und mit einem Preis von 1100 DM zwar nicht ganz günstig – aber wer kann diesen treuen Augen schon widerstehen?
Wir entschieden uns, ihm einen traditionsreichen Namen zu geben und tauften ihn, wie damals mein Großvater seinen Boxer, auf Bacchus. So kam es, dass ich 1993 zu meinem ersten eigenen Boxer kam.
Ein kleiner Rückblick auf die Vergangenheit: Der Bacchus meines Opas hatte kupierte Ohren und einen kupierten Schwanz – ein typischer Anblick für die damalige Zeit. Mein Bacchus hatte zwar noch einen kupierten Schwanz, aber zum Glück wurde das Kupieren der Ohren mittlerweile verboten. Es ist schön zu wissen, dass unsere geliebten Hunde heute mit ihren natürlichen Ohren und Schwänzen herumlaufen dürfen – ganz ohne modische Eingriffe!
Und ja, ich gebe es zu: So eine Entscheidung kann man fast schon als „Fehler“ bezeichnen – aber eben einen der besten Fehler, die wir je gemacht haben! Denn was wäre unser Leben ohne die unerschütterliche Loyalität und den unbändigen Charme eines Boxers?